Liebe Leser*innen,
die pädagogischen Potenziale von LdE sind vielfältig — neue Studien anzuführen, die nahelegen, auf innovative didaktische Ansätze wie Lernen durch Engagement zu setzen, ist dementsprechend leicht.
„Unsere Untersuchung zeigt, dass sich derzeit viele Menschen in den ostdeutschen Bundesländern nicht mehr demokratische Teilhabe und Sicherung der demokratischen Grundrechte wünschen, sondern die scheinbare Sicherheit einer autoritären Staatlichkeit.“
Das sagt Oliver Decker, Co-Autor der seit 2002 regelmäßig veröffentlichten Studie „Autoritäre Dynamiken und die Unzufriedenheit mit der Demokratie“. Rechtsextreme Aussagen fänden hohe Zustimmung in ostdeutschen Bundesländern, zwei Drittel der Befragten hielten politisches Engagement für sinnlos. Empirische Daten ganz anderer Art legt das Statistische Bundesamt vor: Im zweiten Pandemiejahr waren 19 Prozent der minderjährigen Krankenhauspatient*innen aus psychischen Gründen in stationärer Behandlung — der Vergleichswert unter Erwachsenen liegt bei 6 Prozent.
„Psychische Erkrankungen und Verhaltensstörungen stellten im Jahr 2021 die häufigste Ursache für stationäre Krankenhausbehandlungen von Kindern und Jugendlichen dar.“
Beide schockierenden Entwicklungen rücken ein Thema ins Zentrum: Selbstwirksamkeit. Wir sind überzeugt: Wer sich friedliche Wege zutraut, eigene Ziele zu erreichen, wählt nicht Hass und Gewalt — erschüttern wiederum schwere Krisen schon in jungen Jahren das Selbstvertrauen, können Ängste zu beschuldigten Feindbildern führen. LdE ermöglicht Kindern und Jugendlichen, die eigenen Fähigkeiten entdecken und als Gemeinschaft Gutes bewirken zu können: Immer wieder beschreiben Lehrer*innen Selbstwirksamkeit als bedeutendsten Effekt von Lernen durch Engagement — aus psychologischer Sicht, aus gesellschaftlicher Sicht und als wichtige Lernmotivation.
Mit diesen Gedanken riskieren wir, einem kritischen Narrativ zu folgen: Lehrer*innen seien für sämtliche gesamtgesellschaftlichen Probleme zuständig. Schule erreicht alle Kinder und Jugendlichen — zumindest theoretisch: Damit ist die Verantwortung dieser Institution groß, ja. Was dieser Verantwortung allerdings nicht gerecht wird: dass sich Schulteams nicht multidisziplinärer aufstellen können, dass auch Quereinsteigende keine systematische Reduktion der Aufgabenfelder von Lehrer*innen erwirken, dass wieder Lehrer*innen in einigen Bundesländern zu Ferienbeginn entlassen werden.
Mit diesen schweren Themen verabschieden wir uns in die Sommerpause, um ein umso größeres Danke für Ihre und Eure wichtige Arbeit im Feld schulischer Bildung zu äußern. Haben Sie erholsame Wochen!
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